Die Umweltminister in Bund und Ländern haben Diesel-Autos den Kampf angesagt. Ab 2017 sollen Fahrzeuge mit höherem Stickoxid-Ausstoß aus den Citys verbannt werden dürfen. Für den Herbst wird daher die Vorstellung der „Blauen Plakette“ erwartet, die in Umweltzonen der Innenstädte nur noch Pkw mit Abgasnorm Euro 6 (Stickoxid-Ausstoß max. 80 mg/km) zulässt.
Ob Hamburg mitmachen wird, ist innerhalb des rot-grünen Senats noch umstritten. Bürgermeister Olaf Scholz (58, SPD) stemmt sich dagegen. Deutschlandweit wären jedenfalls Millionen Menschen betroffen. Während Umweltschützer den Druck auf den Diesel als notwendige Maßnahme gegen die Stickstoffbelastung begrüßen, geht die Wirtschaft auf die Barrikaden.
„Die Einführung der ,Blauen Plakette‘ wäre reine Symbolpolitik. Ein praktischer Nutzen kann nicht nachgewiesen werden. Die Auswirkungen für die Innenstädte und die Betriebe wären dagegen fatal“, klagt Hans Peter Wollseifer (61), Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH, eine Million Betriebe), gegenüber der MOPO.
Wollseifers Rechnung geht so: Von den 14,5 Millionen-Diesel-Autos erfüllen laut ADAC derzeit nur rund 1,5 Millionen die Euro-6-Norm. Von den 13 Millionen Autos, die damit auf die Verbannungsliste kämen, seien rund zwei Millionen leichte und mittelschwere Nutzfahrzeuge von bis zu 2,8 bzw. 3,5 Tonnen. Im Handwerk würden mehr als 90 Prozent aller Fahrzeuge zu dieser Gewichtsklasse gehören.
„Wenn unsere Diesel-Nutzfahrzeuge aus der City verbannt werden – wer soll dann in den Innenstädten noch Dienstleistungen erbringen und Baustellen anfahren?“, so der Handwerkspräsident. Viele Betriebe hätten ihre Fahrzeuge gerade erst auf „Euro-5-Standard gebracht“. „Das Verschrotten dieser jungen und nur wenige Kilometer gelaufenen Nutzfahrzeuge wäre ökonomischer und ökologischer Irrsinn!“
In Hamburg wurden laut Umweltbundesamt an vier von 16 Messstationen die Grenzwerte überschritten. Besonders extrem waren die Werte rund um die Max-Brauer-Allee (Altona) und die Habichtstraße (Barmbek-Nord).