FIAT und der Bio-Diesel

  • Tag zusammen 8)


    Fahre einen 1.3 Multijet mit 66kW, km-Stand 30tsd, davon 18tsd mit reinem Bio-Diesel - keine Probleme. :023:


    Bringe den Wagen zur Inspektion, da ranzt mich der "Meister" an, dass der Wagen nach Bio-Diesel rieche. Der Betrieb sei von FIAT für dieses Fahrzeug nicht freigegeben, der Verlust des Gewährleistungsanspruches im Schadenfall habe er vermerkt aufgrund desselben, ferner würde der Motor "über kurz oder lang" beschädigt, da die Düsen verkleben. Ich so: Hääää ?(


    Auf meine Frage, wann denn in SEINER Werkstatt in den letzten Jahren NACHWEISLICH ein Motorschaden durch reinen Bio-Dieselbetrieb aufgetreten sein blieb er mir schuldig. Er beharrte darauf, FIAT habe keine Bio-Diesel-Freigabe erteilt und Punkt.


    Ein Politikum??


    Einer Dichtung ist es egal, ob sie mit 7%iger oder 100%iger Bio-Diesel-Suppe in Kontakt kommt, im einen Fall ist sie früher beschädigt, im anderen Fall später.
    Da die Automobilkonzerne bekanntermaßen aber keine Risiken eingehen wollen rsp. sie versuchen zu minimieren, andernfalls abzuwälzen - hier auf mich, den bösen :evil: Bio-Diesel-Tanker - haben sie bereits mit Bekanntwerden der schrittweisen Erhöhung des Bio-Diesel-Anteils im Fossil-Stinkstoff ihre Lieferanten von Pumpen angewiesen, diese entsprechend den Anforderungen auszurüsten. Sprich: im Notfall - Fossil-Stinkstoff nicht verfügbar - also müssen die Pumpen auch Bio-Diesel pur vertragen können, sonst droht Massen-Pumpensterben! 8o


    Mein voriger Dienstwagen, ein W212 220D fuhr 50tkm/Jahr ohne Umrüstung und ohne Mucken. Meine Anfrage beim Stuttgarter Autobauer ergab dann in Etwa oben geschildertes.


    Nebenbei bemerkt: Verbrauch mit Fossil-Stinkstoff: 6,2l/100km, mit Bio-Diesel: 4,4l/100km überland, 4,9l/100km Stadt/Land, Autobahn: je nach Fahrweise: 4,5l-7,8l/100km, abhängig vom Tempo.
    Preis je Liter: Fossil-Stinkstoff: 1,52€/l, Bio-Diesel: 1,42€/l
    Einsparung der letzten 18tkm: ca. 350 Euro und jede Menge weniger CO2 (wer rechnet´s mir?)


    Fazit: ich fahr noch weitere 54tkm mit Bio-Diesel, falls dann die Pumpe ausfallen sollte, was ich nicht glaube, hat sie sich über die Einsparung wettgemacht. Allerdings hat unser Autoverwerter schon abgewinkt, er hat mehrere aus Unfall-Fahrzeugen liegen und wäre die gern zum kleinen Kurs los! :023: :023:


    Das Ärgerliche: es gibt kaum noch Tankstellen, die Bio-Diesel anbieten :thumbdown:


    Eure Meinungen dazu?

  • Für die Anwendung von reinem Biodiesel als Treibstoff muss eine technische Freigabe des Fahrzeugherstellers vorliegen. Die mit dem Kraftstoff in Berührung kommenden Kunststoffteile, wie etwa Schläuche und Dichtungen, müssen beständig gegenüber Biodiesel sein. Auskunft erteilen Vertragswerkstätten, Werksvertretungen und Fahrzeughersteller.


    Biodiesel stellt eine Anpassung eines Kraftstoffs an vorhandene Motortechnik dar, wohingegen der technisch wesentlich veränderte Elsbett-Motor eine Anpassung an den einfacher herstellbaren Pflanzenöl-Kraftstoff darstellt.
    Biodiesel hat gute Lösungsmitteleigenschaften und kann daher im Dieselbetrieb entstandene Ablagerungen aus Tank und Leitungen lösen, die den Kraftstofffilter verstopfen können.
    Ein Problem stellt der Kraftstoffeintrag ins Motoröl dar. Wie bei Normaldieselbetrieb gelangt unverbrannter Kraftstoff an die Zylinderwand und damit in den Schmierkreislauf. Reiner Dieselkraftstoff beginnt bei circa 55 °C zu verdampfen. Erreicht das Motoröl im Fahrbetrieb diese Temperatur, verdampft der Dieselkraftstoff aus dem Motoröl und wird über die Kurbelgehäuseentlüftung der Ansaugluft beigemengt und verbrannt. Da RME jedoch erst ab etwa 130 °C zu verdampfen beginnt und das Motoröl diese Temperatur nicht erreicht, reichert sich Biodiesel im Motoröl an. Durch hohe örtliche Temperaturen im Schmierkreislauf zersetzt sich RME allmählich, was zu festen oder schleimartigen Rückständen führt. Dies und die Verschlechterungen der Schmiereigenschaften bei hoher Kraftstoffkonzentration im Motoröl kann zu erhöhtem Motorverschleiß führen, weswegen bei RME-Betrieb kürzere Ölwechselintervalle notwendig sind.


    Erfahrungen im Pkw- und Nutzfahrzeugbereich zeigen, dass es je nach Einspritztechnik nach mehrjähriger Biodieselverwendung zu Schädigungen der Kraftstoffpumpe kommen kann. Das betrifft besonders die direkt einspritzenden Pumpe-Düse-Motoren. Da Biodiesel zähflüssiger ist als fossiler Diesel, stellen die feinen Schmierkanäle ein größeres Hindernis dar, so dass die Pumpe trocken laufen und dadurch zerstört werden kann. Dem widersprechen Prüfstandsversuche bei Porsche, die an einem Mercedes-Benz-Motor im Biodiesel-Betrieb nach 500 Stunden Laufzeit hohe Sauberkeit und eine Verschleißminderung um 60 % im Vergleich zum Normalbetrieb mit üblichem Dieselkraftstoff aufzeigten. Zudem werden technische Lösungen von Deutz und Fendt auf Basis fremd geschmierter Einspritzpumpen angeboten, die keine diesbezüglichen Probleme aufweisen.
    Motoren mit Common-Rail-Technologie, die für Biodiesel zugelassen sind, befinden sich bereits auf dem Markt. Die Optimierung von Einspritzzeit und -menge kann über einen Sensor erfolgen, der dem Motormanagement Informationen vermittelt, welcher Kraftstoff oder welches Kraftstoffgemisch aktuell eingesetzt wird. So wird es möglich, unabhängig vom verwendeten Kraftstoff und dessen Mischungsverhältnis die Abgasnormen einzuhalten.


    Kurzum … was ein Bauer nicht kennt , das frisst er auch nicht . Das Betrifft teilweise auch KFZ – Meister .
    Wenn Du bisweilen gute Erfahrungen mit Biodiesel gemacht hast spricht nichts dagegen es weiterhin zu tanken .


    Ich bin der Meister Fröhlich und wenn was quietscht dann öl ich :D ... und hab ich es mal eilich , dann feil ich !

  • Hallo Tifosi,


    also MUSS muss nicht, eine Herstellerfreigabe soll im Schadensfalle ja lediglich dem Geschädigten signalisieren: du stehst nicht allein da, wir (als Hersteller (-vertreter)) helfen weiter.


    Ich verfolge seit den frühen 90er Jahren die Entwicklung und den Absatz des Bio-Diesels am Markt, die UFOP ist ja der führende Zusammenschluss mit auskunftsreicher eigener Webseite.


    Pumpen- und Motorenabdichtung - zwei Themen für sich. Beide selbstverständich relevant. Im Bereich Pumpendichtungen ist mir der Werkstoff Fluor-Kautschuk bekannt als resistent gegen Bio-Diesel, nicht jedoch, inwieweit der überhaupt Einzug in die Verarbeitung gefunden hat. Aber vielleicht findet sich ja im Forum wer, der sich damit schon auseinander gesetzt hat und etwas dazu beisteuert. Das Material war in den 90ern jedoch nicht so einfach zu beschaffen, um leckende Pumpen neu und dauerhaft abzudichten.


    In einem Punkt sind die Hersteller - nicht nur FIAT - sich heute zumindest einig: die Anreicherung von Fossil-Stinkstoff mit Bio-Diesel ist bei einem Anteil von derzeit 7Vol% für alle am Markt im Einsatz befindlichen Dieselmotoren samt Einspritzpumpen KEIN Risiko/Problem.


    Meine Er"fahr"ungen belaufen sich in den letzten 17(!) Jahren und über 1Mio km mit Bio-Dieselbetrieb dahin, daß ich mit Ausnahme einer mehrfach lecken EP von DAF keine Probleme hatte. Der Hersteller hat das inzwischen bei seinem Cummings-Diesel aber auch im Griff :D


    Die Ölwechsel-Intervalle bei Kurzstreckenbetrieb zu verkürzen, wo verstärkt ein beschriebenes Szenario auftritt, dem stimme ich bei. Ein vollsynthetisches Motoröl - das Beste ist immer grad gut genug - tut ein Weiteres zur Sicherheit.
    Die Wechselinvervalle sind ja eh ausgedehnt bis verdreifacht worden, was ich persönlich äußerst kritisch sehe. Die beschriebenen Effekte beim Rückstand sollten so nicht auftreten, da die reinigenden Eigenschaften es mit dem Ölstrom in den Filter befördern würden, aber es bleibt natürlich ein Risiko, dessen mal sich bewusst sein sollte - insbesondere, wenn man die teilweise langen Wechselintervalle bei minimalem Ölgesamtinhalt im Motor anschaut.


    Übrigens - zwar grad nicht ganz passend, da es einen Stuttgarter Hersteller ausgerechnet bei seinem meistverkauften Motor betrifft: dort sind in den letzten Jahren reihenweise die Keramik-Düsen kaputt gegangen, allerdings bei Fossil-Stinkstoff-Betrieb. Kurioserweise war KEINE Meldung darunter von denen, die mit Bio-Diesel fuhren... :023: (Mir zumindest nichts bekannt geworden)


    Und der vor Jahren schon großspurig angekündigte BtL harrt noch immer seinem Durchbruch. :whistling: Falls der überhaupt noch kommt :P

  • Keramik – Düsen . Ein Werkstoff der hohe Temperaturen erträgt , als solches aber eine sehr große porösität aufweist und äußerst spröde ist ! Bis auf Al2O3-Keramiken , die sehr teuer sind und in der Bearbeitung sehr kostenintensiv sind fällt mir nichts ein was als Einspritzdüse geeignet ist .
    Das wird sich allerdings nur , falls überhaupt in hochwertigen Autos wiederfinden .


    Ich bin der Meister Fröhlich und wenn was quietscht dann öl ich :D ... und hab ich es mal eilich , dann feil ich !

  • Also, ob die Stuttgarter gleich die ganzen Düsen draus gefertigt haben, oder lediglich Teile davon, weiss ich nicht. Allerdings machten die so ihre Problemchen durch Arbeitsverweigerung. :wacko: Hat doch dieses Jahr ne große Rückrufaktion gegeben deswegen. ;(


    Und die chem. Zusammensetzung der Keramik plaudern die auch nicht heraus. 8|

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