Möglicherweise hat auch der italienische Autobauer Fiat eine Technik eingesetzt, um bei Schadstoffwerten zu tricksen. Diesem Verdacht geht nach Recherchen von NDR, WDR und "SZ" nun die Untersuchungskommission von Verkehrsminister Dobrindt nach.
Die von Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt eingesetzte Untersuchungskommission zur Aufklärung der Abgasaffäre in der Autobranche weitet ihre Ermittlungen aus. Die Kommission und das Kraftfahrtbundesamt (KBA) gehen nun auch dem Verdacht nach, dass der italienische Autohersteller Fiat eine Technik eingesetzt haben könnte, um sich die aufwendige Schadstoffreinigung zu ersparen.
Der Hinweis auf Fiat war vergangene Woche von Bosch gekommen, dem weltweit größten Autozulieferer mit Sitz in Stuttgart. Bosch hatte dem KBA gemeldet, ein bestimmtes an Fiat geliefertes Teil der Motorsteuerung werde dort offenbar in fragwürdiger Weise eingesetzt. Dobrindt ließ daraufhin diese Woche sowohl Bosch als auch Fiat in die Untersuchungskommission einbestellen und nahm an diesen Sitzungen auch selbst teil.
Bosch kooperiert, Fiat blockiert
Dem Vernehmen nach hat Bosch kooperiert, Fiat hingegen blockiert. Das KBA testete auf die Schnelle bereits ein Modell von Fiat. Das Resultat: Auffälligkeiten und Zweifel, ob Fiat legal agiert. Die Abgasreinigung bei Diesel-Fahrzeugen von Fiat wird nach einer bestimmten Zeit offenbar abgeschaltet. Als KBA und Ministerium Fiat mit dieser Erkenntnis konfrontierten, soll der italienische Hersteller keine oder zumindest keine nachvollziehbare Erklärung geliefert haben. Jetzt wird weiter getestet.
Das KBA will auf dem Prüfstand herausfinden, ob Fiat manipuliert. Falls das nicht ausreicht, will das KBA zusätzlich Tests auf der Straße vornehmen - auch wenn das länger dauert. Fiat hatte vor knapp zwei Jahren den US-Konzern Chrysler übernommen; seitdem firmiert das Unternehmen unter dem Namen Fiat Chrysler Automobiles (FCA).
Bei den Ermittlungen der Diesel-Untersuchungskommission geht es um Modelle von Fiat, nicht um Modelle Chrysler. Ein FCA-Sprecher antwortete auf die Anfrage, was es mit dem Verdacht von Unregelmäßigkeiten auf sich habe, mit den Worten: "Kein Kommentar". Bosch erklärte, man kooperiere "in vollem Umfang" mit den Behörden.